Das erste Hohen Neuendorfer Jazzfestival ist Geschichte.
Es ist vor allem die Geschichte eines hoch ambitionierten Orga-Teams rund um die AG jazzin` hn des Kulturkreises Hohen Neuendorf.
Dessen Vorsitzende Ingrid Gabriel Abraham dankt bei ihrer kurzen Rede liebevoll „den Verrückten von der Jazz AG“! Großer Applaus im Saal!
Leicht verrückt muss man tatsächlich sein – jazzverrückt!
Ein Jahr war Zeit. Dann war deadline. Das Projekt wurde angedacht und angeplant – allenfalls. Kann man? – Kann man nicht? – Soll man? – Oder nicht?
Es wurde erst scharfgeschaltet, als die Bands und der Schatzmeister sagten: “OK“! Nach schlaflosen Nächten.
Technik? Der Hauptbrocken. Immerhin geht’s diesmal nicht darum, nur den übersichtlichen Rathaussaal, sondern die große Stadthalle in einen Konzertsaal zu verwandeln. Jörg Schildbach lieferte! Er meisterte das mit seinen Mitarbeitern der Firma Lichtblick perfekt! War ja klar!
Es werden -zig meterlange Traversen mit Kränen unter die Hallendecke gezogen, daran unglaublich viele Boxen und Scheinwerfer sowie hunderte Meter Schwarzer Stoff, um die Akustik und die Optik zum maximieren. Alle 20 cm ein Knoten….. Und Kabel und Koffer, Kabel und Koffer!
Bevor die Technik stehen kann, muss die Halle mit Teppichboden ausgelegt werden. Jede Matte einsfünfzig mal einsachtzig. Aufgabe fürs ganze Team. Nur 3 Stunden – dann hat die Stadthalle den richtigen Boden!
Und jeden Tag dieselben Fragen: Kommen genug Leute? Klappt der Ticketvorverkauf? Was sagen die Zahlen? Wie geht Werbung! Hat Jazz Radio Berlin mitgespielt? Kann Hansi Laesicke in O`burg was für uns tun? Kann er und tut er auch! Wann treffen wir den? Wo? Wer hat wann was gehört?? Wer macht die Plakate. Und wo dürfen wir was hängen?
Wie, jazzin` hn-Tassen gibt’s s auch noch??
Wer macht die Clips, die im Foyer gezeigt werden sollten? Wer hat den Beamer und das passende 20m-HDMI-Kabel? Gibt`s sowas überhaupt? Gut, dass Jörg Schildbach eine Bank ist. Der hat einfach alles. Besonders aber: Er hat die Ruhe weg. Profi halt. Das Orga-Team trifft sich per Zoom, zum Kaffee, zum Quatschen, zum Planen. Die Schlagzahl wird erhöht.
Thomas und Grit Fluch von „Hirsch-Events“ sind auch Profis – Cateringprofis – und sie machen einen tollen Job. Anruf von Ingrid: Kann da noch `ne spanische Sektbar zu? Thomas und Grit: Kein Problem! Ingrid zurückgerufen und berichtet. Dann Dag, der Dauerbrenner in Sachen Jazz und Kultur, angerufen. Bei dem läuft alles zusammen. Super! Ein Problem weniger!
Darf man eigentlich überall ein Werbebanner für`s Jazzfest festmachen? Oh Nein!! Erst bei der Stadt genehmigen, aber bei wem genau? Ordnungsamt, o. k., die Genehmigung kommt dann doch schneller als erwartet!!
Die guten Seelen des Fests: Die Hausmeister! Immer nett, immer hilfsbereit – Nie ein Problem.
Und dann ist`s soweit. Streamline Orchestra und Oliver Herlitzka machen Soundcheck. Und jetzt erst merkt man: Geiler Sound, geiles Licht. Das wird was!!!
Knapp 3 Stunden später verlassen 150 zufriedene Jazzfans die Stadthalle….und freuen sich auf morgen.
Tag 2. Da steht Jocelyn B. Smith mit Band in der Halle. DIE Jocelyn B. Smith. Der Wahnsinn wird langsam normal. Mathias Haus schlurft rein und sieht sich erstaunt um. Wow – ganz schön groß! Keine Zeit: das Vibraphon, der Kontrabass und alles muss raus aus dem Wagen mit Wuppertaler Kennzeichen. Für einige Amps und das Schlagzeug sorgen die Orga`s vom jazzin` hn-Team – als Leihgabe für den Abend. Man macht ja schließlich selber Jazz.
Jetzt rauf mit Trio Laccasax auf die Bühne zum Check. Was?? Der Saxofonist von Laccasax hat den rechten Arm verbunden?! Sehnenscheidenentzündung. Fürs Tenorsax vielleicht machbar, aber er ist auch der Gitarrist! Egal, wird schon gehen. Und es geht! Licht? Ton? Ganz groß!!
Und Finn Haag am Pult? Ziemlich cool würde ich sagen.
HN-Jazz-Ehepaar Dag und Sabine rollen mit den Augen: Die 300 Stühle sind vollbesetzt. Dazu auch noch Tische. Und überall rennen Leute rum! Richtige Festivalatmosphäre. Thomas und Grit haben zu tun!
Und dann: Dag rauf auf die Bühne: Ansage, Dank, pipapo. Los geht’s . Lets`s swing, let`s do some jazzy things! Sind ja schließlich nicht in Berlin!
Der Rest ist Geschichte. Hohen Neuendorfs Jazzgeschichte. Kapitel 1. Alle vergeht viel zu schnell! Na klar.
Dann der Sonntag. 10 Uhr antreten zum gemeinsamen Abbau. Uff! Kultur ist Schlepperei – da macht der Jazz keine Ausnahme. B flat und Rückenschmerzen bilden manchen schmerzhaften Bluesakkord – scheinen irgendwie miteinander zu tun zu haben.
Ach ja: Gestern beim rausgehen rufen uns Leute zu: “Bis nächstes Jahr!“.
Aber darüber denken wir erstmal nicht nach….oder doch? Warum eigentlich nicht. .. Für uns gilt schließlich immer noch: Keep swinging, oder wie Dag immer sagt:
„Jeder Jazz-Fan kennt Hohen Neuendorf- aber wo, bitte, ist Berlin??“
Foto-Impressionen festgehalten von der Foto-AG des Kulturkreises Hohen Neuendorf e. V.:
Die Bands:
Aufbau & Soundcheck:
Festival Tag 1: Oliver-Herlitzka-Quintet & Streamline-Orchestra
Festival Tag 2: Trio-Laccasax & H A U S & Jocelyn-B.-Smith