Aller guten Dinge…
Die Frage des Abends lautete: Was hätte Franz Schubert wohl über Maurice Ravels Klaviertrio (oder umgekehrt) gesagt? Eines konnten beide nicht: Gegenseitig ihren Klaviertrios lauschen. Diese Möglichkeit bot am Freitag die Klassik AG des Kulturkreises Hohen Neuendorf ihrem Publikum.
Der volle Ratssaal war von Jörg Schildbach und seinen Mitarbeitern von der Firma Lichtblick zuvor perfekt in Szene gesetzt worden.
Auf Nachfrage betonte die Cellistin des Ensembles, Katarzyna Polonek, Schubert und Ravel hätten miteinander soviel gemeinsam wir Franz und Maurice. Oder wie Romantik und Impressionismus. Also eigentlich nichts. Und doch eine sie eines: Beide schrieben einzigartige Klaviertrios (stopp, Ravel nur dieses eine!).
Schuberts B-Dur- und Ravels a-Moll Trio waren als Eröffnung des 3. Hohen Neuendorfer Klassikfestivals am Freitagabend im Rathaussaal zu erleben.
2 Trios durch eins sozusagen.
Ravels Klaviertrio, unmittelbar bei Ausbruch des 1. Weltkrieges komponiert, ist brillant, vor allem rhythmisch ungewohnt im Wechsel von 5/4- und 7/4-Takt und in beinahe orchestraler Klangfülle. Man spürt die Nähe zur Musik von Daphnis und Chloé, die kurz zuvor abgeschlossen wurde.
Schuberts B-Dur-Trio ist 1827 etwa ein Jahr vor seinem Tod komponiert worden. Ein Jahr nach seinem Tod kündigte der Wiener Verlag Leidesdorf eine Ausgabe des Klaviertrios an, in der es als „Premier Grand Trio“ bezeichnet wurde. Erst 1836 brachte der Wiener Musikverleger Anton Diabelli diese Ausgabe auf den Markt, nachdem er den Verlag Leidesdorf und damit wahrscheinlich auch Schuberts Manuskript aufgekauft hatte; auch er nannte das Werk „Premier Grand Trio“.
Als Interpreten konnte der Kulturkreis das höchst renommierte Berlin Piano Trio gewinnen. Die drei Virtuosen brachten Ravel und Schubert perfekt zusammen. Stilistisch auf den Punkt und musikalisch auf einem unglaublichen Niveau. Top-Violinist Krzysztof Polonek – seines Zeichens Konzertmeister der Berliner
Philharmoniker – brillierte ebenso atemberaubend wie seine Frau Katarzyna Polonek am Cello. Und dabei erwies sich Ravel als echte Herausforderung – allerdings nur für den Flügel im Saal, den Pianist Nikolaus Resa beeindruckend zu bändigen wusste und so das Trio zur Einheit vollendete.
Den starken Applaus dankten die 3 Virtuosen mit einem Satz aus Dvoraks Dumky Trio. Und so erwies sich für die furiose Aufführung des Trios die alte Weisheit:
Aller guten Dinge sind Trio, stopp: 3!
Fotos: Dag Tjaden